Die Spachbrücker Kirche

Geschichte und Bauwerk

Die erste Kirche

Die erste Kirche in Spachbrücken war ein Bauwerk im gotischem Stil mit einem Glockenturm, in dem seit 1513 die heute noch vorhandene Glocke „Maria“ ihren Dienst tat. Die alte Kirche war der Jungfrau Maria und der Altar dem heiligen Antonius geweiht. Sie war in ihrer Zeit eine Filialkirche von Dieburg, die Heiligen Messen wurden von Hilfspriestern (Altarist oder Pleban) gehalten. Mit der Reformation fiel Spachbrücken von Dieburg ab, wurde bereits 1526 evangelisch-lutherisch und ist es bis heute geblieben.  Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass bereits 1724 die Kirche baufällig war und die Gemeinde noch an den gewesenen Kriegsfolge leide, eine Finanzierung nicht erbringen könne und die Löwensteinsche Regierung um Renovierung gebeten wurde. 


Der verheißene Tag

Erst ein Blitzeinschlag am 26. Mai 1749 in das Dach der Kirche hatte diese völlig zerstört. Die Spachbrücker konnten nun mit sanftem (und unsanftem) Nachdruck die amtlichen Stellen zu einem Beschluss bewegen, der 1751 zum Abbruch der baufälligen Kirche führte. Der Grundstein für die heutige Kirche konnte noch im gleichen Jahr gelegt werden. Vier Jahre wurde an dieser Kirche gearbeitet. Am 6. Juli 1755 wurde sie feierlich eingeweiht. Der damalige Pfarrer Johann Adolf Zöller schrieb in die Kirchenchronik, dass in Spachbrücken die Kirchweih jedoch weiterhin im September gefeiert werden soll. So ist es bis heute geblieben.

Die neue Kirche

Das Bauwerk ist als schlichte Saalkirche mit einem 3/8 Chorschluss und flacher Decke gebaut worden. Sie besitzt auf drei Seiten umlaufende Emporen. Die Emporen ruhen auf runden Holzsäulen, die auf der Westseite bis zur Decke durchgehen und den Dachreiter (die Kirche hat keinen „Turm“) tragen. Charakteristisch sind die glatten Füllungen mit aufgesetzten Profilrahmen. Eine sorgsame Durchbildung findet sich in Treppengeländer, Pfarrstuhl und Chorschluss. Die barocke Ausmalungen sind bei der letzten Renovierung (1971) freigelegt worden. Die Kirchen in Georgenhausen und Richen sind nach ihrem Vorbild entstanden. 

Der Taufstein

Im Jahre 1722 wurde in der alten Kirche dieser Taufstein aufgestellt. Eine Rundsäule trägt das zylindrische Becken, das von gedrückten Konsolen gestützt wird. Der Taufstein ist aus rotem Odenwälder Sandstein und trägt die Jahreszahl. Er ist einen Meter hoch und hat einen Durchmesser von 72 Zentimetern. In den 60er Jahren des vorletzten Jahrhunderts wurde der jetzige Taufdeckel angefertigt

Die Taufschüssel

Die Taufschüssel trägt die Jahreszahl 1676 (MDCLXXVI), hat einen Durchmesser von 40 Zentimetern, ist 7 Zentimeter hoch und ist aus getriebenen Messing. Auf dem Boden ist der Sündenfall abgebildet (Adam, Eva, Baum der Erkenntnis und Schlange). Um das Reliefbild verläuft eine nicht entzifferbare Inschrift. Die Taufschüssel ist am 24. Juni 1676 von Anna Maria Mayer und ihrem Sohn Hans Peter Mayer gestiftet worden. Nach Expertenmeinung soll die Schüssel bereits um 1500 gefertigt worden sein.

Die Abendmahlskelche

Die Kirchengemeinde hat zwei Abendmahlskelche. Der kleinere ist 19 Zentimeter hoch, aus Silber und er ist vergoldet. Er wurde am 25. Dezember 1656 von Michael und Elisabeth Breidenbach aus Groß-Zimmern der Kirche gespendet. Er stammt wohl noch aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg (also vor 1618). Der größere wurde 1805 von der Kirchengemeinde in Auftrag gegeben. Sein Fuß ist aus Kupfer, der Becher aus 13lötigem Silber und vergoldet. Er ist 26 Zentimeter hoch und hat einen mit Blattwerk ornamentierten Fuß. Der Hostienteller (Patene) ist aus Silber, leicht vergoldet und hat einen Durchmesser von 14,5 Zentrimetern. Er ist mit dem größeren Kelch angefertigt worden. 

Die Orgel

Die Orgel stammt aus dem Jahre 1760 und wurde vom „Land-Orgelbauer“ des Fürsten von Löwenstein-Wertheim, Johann Christian Dauphin (Heubach) erbaut. Sie hatte 208 Gulden gekostet, der Fürst Carl hatte den Bau angeregt und auch gleich 100 Gulden zur Finanzierung beigesteuert. Der Anstrich und die Vergoldung kosteten damals 43 Gulden. 

Am 6. Juli 1760 wurde die Orgel in einem Gottesdienst von Pfarrer Lipps feierlich eingeweiht. Die Kirche war an diesem Tag genau 5 Jahre alt.
Im ersten Weltkrieg musste das Prinzipal aus einem Vier-Zoll -Register zur Munitionsherstellung abgeliefert werden. Das behelfsmäßige Ersatzregister aus Regenrinnenrohr wurde 1972/73 vom Orgelbauer Andreas Ott aus Bensheim, durch ein neues Register ersetzt. 

Das Manual (von C bis c) hat 49 Tasten, das Cis ist stumm. Das Pedal (C, D bis f0) hat 17 Tasten. Zwei Kastenbälge sind vorhanden, der Subbaß-Zug ist Sperrventil für die Padallade, der Octavbaß kann daher nicht alleine gespielt werden. Im Jahre 1953 bekam die Orgel einen elektrischen Windmotor. Der Kalkant (Balkentreter) Johannes Hechler konnte in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Die Orgel ist 2005 entstaubt und gestimmt worden, erklingt seitdem wie neu.

Die Glocken

Im Glockenstuhl unserer Kirche befinden sich drei Glocken. Die kleine Glocke wurde 1513 von Stefan zu Frankfurt gegossen und auf den Namen „Maria“ getauft. Sie ist 700 Pfund schwer und hat einen Durchmesser von 78 Zentimetern. Sie ist aus Bronze und auf den Ton „a“ gestimmt. Sie läutet zum Vaterunser und bei wichtigen Ereignissen.  

Die große Glocke wurde 1769 von Johann Georg Schneidewind zu Frankfurt gegossen. Sie hat ein Gewicht von 957 Pfund und einen Durchmesser von 93 Zentimetern. Sie ist tieftönig und sehr reich an Ornamenten. Mit ihr wird mittels eines elektrischen gesteuerten Hammers die Uhrzeit geschlagen. Sie hatte damals 574 Gulden und 3 Batzen gekostet.

Die mittlere Glocke wurde 1964 in Sinn bei Wetzlar gegossen. Sie hat ein Gewicht von 640 Pfund und einen Durchmesser von 82 Zentimetern. Sie ist aus Bronze, mitteltönig und trägt das Zeichen der heiligen Dreifaltigkeit.
 
An der Decke der Haupteingangstür ist noch die Verstärkung der Seildurchführung zu sehen. Von hier aus wurden die Glocken „gezogen“. Heute werden sie elektrisch bedient.

Das Pfarrhaus

Das erste Pfarrhaus war so baufällig, dass es bereits 1625 abgerissen werden musste.  Das zweite Pfarrhaus muss zwischen 1825 und 1628 gebaut worden sein und war 1842 nicht mehr bewohnbar. Es wurde abgerissen und die Pfarrersfamilie musste in eine Interimswohnung umziehen. 1844 konnte der Neubau des dritten Pfarrhauses bezogen werden. Es ist das heutige Pfarrhaus, in dem Familie Schmidt wohnt.

Früher betrieben die Pfarrer Landwirtschaft, deren Erträge der größte Teil der Besoldung der Pfarrer ausmachte. Daher kommt es, dass zur Pfarrhofreite Stall und Scheune gehörten. Der einstige Pferdestall wurde 1888 zur Waschküche und die Scheune 1935 zum Gemeindesaal umgebaut. Andere Einrichtungen wie Backhaus, Hühner- und Schweineställe sind heute noch zu erkennen. Natürlich hatten die Pfarrer die Landwirtschaft nicht alleine zu bewältigen. Meist war ein Hofmann für die Verwaltung verpflichtet. Dazu kam das nötige Dienstpersonal wie ein Knecht, eine Magd und ein Hirte. Wir freuen uns, dass sich unser Pfarrer heute ausschließlich auf die seelsorgerischen Aufgaben konzentrieren kann…

Die Kanzel

Die Kanzel wurde im Jahre 1755 aus Eichenholz und teilweise Nussbaumeinlagen gefertigt. Der achteckige Corpus ist mit profilierten Füllfeldern ausgestattet und wird von einer doppelten, spiralig gewundenen Holzsäule getragen. Diese Holzsäule wurde aus einem Stamm geschnitzt. Aus dem Schalldeckel findet man ausgesägte Voluten (spiralförmig, eingerollte, geschneckte Ornamente). Es ist ebenfall aus Eichenholz gezimmert. 
Der Treppenaufgang zur Kanzel wurde 1979 erneuert. In der alten Sakristei wurden die Gottesdienst-Utensilien aufbewahrt, sie ist in das allgemeine Stil- und Farbenbild der Kirche integriert.

Denkmale

Im Jahre 1992 wurde der an der Westseite der Kirche eingearbeitete Epitaph von der Außenseite des Gebäudes nach innen versetzt. Das Denkmal weist in seiner Inschrift auf den 1725 verstorbenen Pfarrer Johann Georg Zöller und seine Gattin Susanne Agnes, geborene Zimmermann, die bereits 1722 verstorben war. Johann Georg Zöller war über 40 Jahre Pfarrer in dieser Gemeinde. Er hatte mit seiner Gattin einen Sohn, zwei Töchter und konnte noch zwölf Enkelkinder erleben.

Sein Sohn Johann Adolf Zöller wurde 1725 sein Nachfolger im Amt und hatte in seiner Amtszeit noch in der „alten“ Kirche seinen Dienst begonnen, den Blitzeinschlag erlebt, den Abriss der alten Kirche veranlasst und diese heutige Kirche am 6. Juli 1755 eingeweiht. Johann Adolf Zöller ist dann 1756 verstorben. Die Pfarrerdynastie Zöller hat also insgesamt 71 Jahre in Spachbrücken gewirkt. 

Die Pfarrer

1669–1685: Johann Thomas Roth
1685–1725: Johann Georg Zöller
1725–1756: Johann Adolf Zöller
1756–1771: Johann Friedrich Lips
1771–1780: Wolfgang Gottfried Flegler
1780–1783: Bernhard Ernst Wucherer
1826–1845: Philipp Ludwig Gottlieb Dannenberger
1847–1863: Ludwig Kühn
1863–1871: Johann Georg von Wachter
1871–1871: Wilhelm Fuchs
1871–1876: Friedrich Fischer
1883–1905: Adolf Horst
1905–1934: Adam Keil
1936–1940: Hans Vogel
1940–1952: Karl-Heinz Becker
1952–1958: Karl Müller
1958–1965: Karl-Heinz Becker
1965–1970: Helmut Kiworr
1971–2001: Helmut Bartels
Seit 2002:   Frieder Schmidt